Politische und ideologische Voraussetzungen des Nationalsozialismus: Mittel- und längerfristige Ursachen, Krisensituation 1930-1933, NS-Ideologie

Politische und ideologische Voraussetzungen des Nationalsozialismus: Mittel- und längerfristige Ursachen, Krisensituation 1930-1933, NS-Ideologie

Die NS-Ideologie

Die NS-Ideologie lässt sich in drei Bestandteile aufgliedern: Erstens steht an der Stelle des Staates das Volk. Nach Hitler ist dieses eine „Gemeinschaft körperlich und seelisch gleichartiger Lebewesen“. Dazu gehöre das rücksichtslose Vorgehen gegen z.B. „Schädlinge“, die in die Volksgemeinschaft ihr Dasein fristen. Der zweite Aspekt ist der Sozialdarwinismus. Hier steht der permanente „Kampf ums Dasein“ im Mittelpunkt. Im brutalen Kampf um Boden, Ressourcen und Macht bestehe die Notwendigkeit eines autoritären Systems und des Führertums. Entweder das Volk siege, oder es gehe unter. Der dritte Punkt ist die Rassenhierachie. Es werden „hochwertige“ Rassen von „parasitär-zerstörerischen“ Rassen unterschieden. Die einen, idealistisch und kulturschöpferisch, müssten sich gegen die anderen, wurzellosen und zersetzenden, zur Wehr setzen. Demokratie oder Sozialismus seien nur zwei Wege des Judentums, die Weltherschafft an sich zu reißen und so deren Untergang herbeizuführen. Gelinge ein Sieg im „Kampf der Rassen“ so entstehe das 1000-jährige Reich.

Der Versailler Vertrag

Der Versailler Vertrag beschloss 1919 die Nachkriegsordnung für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Er wird auch „Diktatfrieden“ genannt, weil die deutsche Delegation nicht an den Verhandlungen beteiligt war und unter Androhung der Fortsetzung des Krieges zur Zustimmung gezwungen wurde.
Er stellt Deutschland als alleinigen Verantwortlichen für den Krieg heraus und verbindet damit die deutsche Verpflichtung zu immensen, in der Höhe zunächst gar nicht festgelegten Reparationszahlungen. Darüber hinaus musste Deutschland Gebiete vor allem im Osten an das neu gegründete Polen abtreten. Im Westen verlor es Elsass-Lothringen an den Erzfeind Frankreich.
Deutschland wurde nahezu komplett abgerüstet. Das Heer durfte keine schweren Waffen (z.B. Panzer oder Geschütze) mehr tragen und war auf 100.000 Mann limitiert.

Die Dolchstoßlegende

Mit der Dolchstoßlegende versuchte man in Militärkreisen und im rechten Milieu die Schuld für den „plötzlichen“ Einbruch der Front 1917/1918 dem Zusammenbrechen der Heimatfront zuzurechnen. Wie einst der starke Siegfried im Nibelungenlied, so sei auch Deutschland von hinten niedergestreckt worden sein. Die Täter seien 1918 die als „Novemberverbrecher“ bezeichneten revoltierenden Soldaten und Arbeiter gewesen.

Krisensituation 1930-1933

Strukturdefizite der Weimarer Republik

In der Endphase der Weimarer Republik wies diese Strukturdefizite auf, die die „Machtergreifung“ Hitlers begünstigt haben: Mit Hindenburg stand ein waschechter Preuße, Weltkriegsgeneral und Befürworter eines autoritären und rechtsgeführten Systems an der Spitze der Republik. Er interessierte sich nicht für die Tagespolitik, in der man sich nur „dreckig machen konnte“. Zudem hatte Hindenburg die Macht, mithilfe des Artikels 48 der Reichsverfassung mit einem von ihm ernannten Kanzler über das Parlament hinweg zu regieren.

Der Börsensturz 1929

An der New Yorker Börse platze im Herbst 1929 eine riesige Spekulationsblase. In Panik geraten verlangten die Amerikaner die Zurückzahlung sämtlicher Kredite, die sie in Folge des WK1 in Europa ausgegeben hatten. Das unter den immensen Reparationskosten leidende Deutschland traf die Krise am härtesten. Massenarbeitslosigkeit- und Armut waren die Folge.

Die Präsidentschaftswahlen 1932

In dieser Krisensituation kam es 1932 zu Präsidentschaftswahlen. Hindenburg, gegen seinen Willen unterstützt von SPD und Zentrum, setzte sich im zweiten Wahlgang gegen Hitler durch, der von Rechten und Krisenverlierern Stimmen bekam.

Die Präsidialkabinette

Wie oben erwähnt brauchten die Kanzler nicht die Unterstützung des Parlaments, um (mit Hilfe des Reichspräsidenten) regierungsfähig zu sein. Diese Kabinette werden als „Präsidialkabinette“ bezeichnet. Es gab insgesamt vier Kanzler, die auf diese Weise regierten:
Der erste war Heinrich Brüning (1930-1932). Er verfolgte eine prozyklische Wirtschaftspolitik (Sparpolitik), und wurde deshalb auch „Hungerkanzler“ genannt. Unter Brüning wurden SA und SS verboten. Er wurde von Hindenburg durch Franz von Papen ersetzt. Dieser, aus dem Adel stammende ehemalige Zentrumsangehörige leitete das „Kabinett der Barone“. Doch er wurde per Misstrauensvotum abgesetzt und noch im gleichen Jahr wiederum durch Kurt von Schleicher ersetzt.Dieser versuchte mit der „Querfront“ breite Unterstützung im Parlament zu erlangen, wurde aber dann 1933 auch ersetzt. Der neue hieß Adolf Hitler, dem die Sympathien der Massen gehörten und im Januar mit der NSDAP stärkste Kraft im Reichstag wurde. Hindenburg sah in ihm die letzte Chance, die politische Landschaft in Deutschland nachhaltig nach rechts zu verschieben.
Mit dem Konzept der „Zähmung Hitlers“ sollten dessen Beliebtheit und seine jugendliche Dynamik zwar genutzt werden, doch man wollte ihm nicht alle Macht gewähren.