Die Verwandlung – Beispielklausur 2

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Die Verwandlung Beispielklausur

Sachtextanalyse mit Bezug zu Die Verwandlung

Grundlage für diese Klausur ist ein Kommentar, der sich hier findet (Seite 22)

Der Kommentar, geschrieben von Vladimir Nabokov, zu Franz Kafkas Werk „ Die Verwandlung“ wurde 1986 in Frankfurt publiziert. Es wird Bezug und Stellung zu verschiedenen Deutungsansätzen der Erzählung genommen und eine eigene Deutung angefügt bezüglich Kafkas Leben und Person in Anbetracht des Werkes „Die Verwandlung“.
Der Kommentar richtet sich primär an die interessierte Öffentlichkeit, um sie von seiner Deutung zu überzeugen. Sekundär könnte sich sein Kommentar an andere, besonders die im Kommentar genannten, Literaturwissenschaftler richten um deren Meinung bezüglich der Deutung der Erzählung zu rewidieren.

Nabokov weist zunächst Max Brods Behauptung zurück, die Verwandlung sei „religiös“ auszudeuten (vgl. Z.2ff.) und richtet sich gegen die psychoanalytische Ausdeutung der Anhänger Sigmund Freuds, die die Verwandlung als Verarbeitung von Kafkas eigenem Vaterkomplex lesen, der in Verbindung zu Kafkas angeblichem lebenslang empfundenen Schuldgefühl dem Vater gegenüber stehe. (vgl. Z.9/10) Um seine Behauptung zu unterstützen, zieht der Autor ein Zitat heran, dass Franz Kafka selbst kritisch gegenüber den Lehren Sigmund Freuds gewesen ist. Kafka hielt die Psychoanalyse für vage und für nur angedeutet.(vgl. Z.16f.) Sie sei ein „Irrtum“(Z.18). Nach dieser Zurückweisung fasst Nabokov im Folgenden den Inhalt der Verwandlung und wichtige Merkmale der Handlungsfiguren zusammen (vgl. Z.20-34). Den Schlussteil seines Kommentars bezieht der Autor auf die Umwandlung Gregor Samsas. Demnach teile er Paul Landbergs Auffassung, dass Gregor Samsa als Handlungsreisender, der immer an fremden und unterschiedlichen Orten schlafen müsse, oft beim Aufwachen ein Gefühl des Schreckens über die ungewohnte Umgebung habe. Dadurch erscheine Gregor die Wirklichkeit häufig als fremd und unwirklich. Nabokovs fügt hierzu eine These an, wonach wir das als wirklich empfinden, was dauerhaft gilt und somit auch als wahr empfunden wird. Folglich schließt Nabokov seine eigene Deutung des Textes an Landbergs Auffassung an. Er behauptet, dass der Künstler oder das Genie einsam in der sogenannten „Realität“ lebe und dass das Künstlersein ihn von den anderen abhebt und ihn somit aus der Gemeinschaft ausschließe. Nabokov ließt Gregors Ausgeschlossensein als Ausgeschlossensein eines Künstlers bei dem die Familie die Durchschnittlichkeit von nicht kreativen, gewöhnlichen Menschen repräsentiere. (vgl. Z.47f.)

Die Argumentationsstrucktur des Autors ist linear und induktiv, da er erst zum Schluss seiner Argumentation seine eigene Deutung anfügt. Sprachlich betrachtet, benutzt der Autor die Ich-Perspektive („ich… spreche“/ „möchte ich“, Z.1) und subjektiviert folglich seine Aussagen und macht deutlich, dass er seine persönliche Meinung und Deutung wiedergibt. Dies passt zur Textsorte des Kommentars, der eine persönliche Auffassung oder Meinung ausführt. Er erläutert zudem nicht ausführlich , sondern pointiert und setzt, obwohl er in seiner Argumentation eine oberflächliche Beschreibung der Situation und des Inhaltes anführt, Grundkenntnisse und Interesse der Leserinnen und Leser voraus. Durch die Benutzung von Zitaten des Literaturwissenschaftlich Lindberg und von Franz Kafka selbst versucht Nabokov mit Autoritätsargumenten die Leser von seiner Glaubhaftigkeit zu überzeugen. Des Weiteren postuliert er die Interpretationen anderer Literaturwissenschaftler als „unsinnig“(Z.15) und wertet sie durch die Metapher aus Zeile 14, nachdem sie „Grillen in den Köpfen“ (Z.14) besitzen, ab.Um den Kommentar verständlicher zu machen benutzt Nabokov parataktische Sätze, die die Verständlichkeit durch Lesepausen fördern. Jedoch ist besonders im letzten Abschnitt des Kommentars eine gehobene Fachsprache vorhanden, der mit nicht alltäglichen Worten („Stetigkeit“Z.41; „Eigentümlichkeit“ Z.44) das Leseverständnis hemmt.