Die Verwandlung – Stil und Sprache

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Die Verwandlung – Stil und Sprache

Einleitung

Franz Kafkas Sprach- und Erzählstil in „Die Verwandlung“ spiegelt den typisch „kafkaesken“ Stil wieder, der sich, komplex und vielschichtig wie er ist, nur schwer in Literaturepochen einordnen lässt und einen wichtigen Grund für Kafkas große literarische Bedeutung darstellt.

Sprache

Anstelle von einer zum fantastischen Geschehen der Erzählung passender bildhaften, emotionsbeladener Sprache liegt hier eine nüchterne und detaillierte Alltagssprache vor, wodurch „Die Verwandlung“ sich beinahe wie ein sachlicher Tatsachenbericht liest und nicht wie eine alltags- und gesellschaftsferne Fabel wirkt. Zwischen der absurden und märchenhaften Verwandlung Gregors in einen Käfer und der nüchternen und unbeeindruckten Beschreibung dieser entsteht ein starker Kontrast. Die Verwandlung bleibt im Verlauf der Erzählung das einzige unerklärliche, übernatürliche Element. Als Konsequenz davon wirkt das Unmögliche alltäglich und die Distanz des Lesers zum Erzählten schrumpft. So wird beispielsweise Gregors Käfergestalt mit fast zoologischer Genauigkeit beschrieben, der Geschäftsreisende sorgt sich jedoch mehr um seine Arbeitsunfähigkeit als um die Absurdität der Situation.

Weiterhin nehmen satirische und groteske Elemente die Schwere und Ernsthaftigkeit der Handlung. Ironie wird besonders durch die, für den  Leser offensichtlich falsche, Interpretation gewisser Situationen durch Gregor erzeugt. Die extreme Reaktion seiner Familie auf seine verwandelte Gestalt führt er beispielsweise nicht auf seine Gestalt, sondern auf seine Unfähigkeit zu arbeiten zurück.

Lange und komplexe Satzkonstruktionen, häufig versehen mit Einschüben von Gregors Gedanken, verschaffen dem Leser eine detaillierte Übersicht über das Geschehen sowie Gregors Reaktion darauf.

Und schon liefen die zwei Mädchen mit rauschenden Röcken durch das Vorzimmer – wie hatte sich die Schwester denn so schnell angezogen?- und rissen die Wohnungstüre auf.“   (HL. S.14, Z.1-3.) 32

 

Erzählstil

Im Großteil der Erzählung tritt ein personaler Erzähler auf, welcher in Er-Form und häufig durch erlebte Rede oder innere Monologe, Gregors Gedanken und seine Wahrnehmung des Geschehens wiedergibt. Beschreibungen der äußeren und inneren Handlung gehen hierbei nahtlos ineinander über.

Der Erzähler tritt kaum als Person in Erscheinung, kommentiert oder erklärt die Ereignisse oder die Handlungsweisen der Figuren nicht und überlässt die Interpretation dem Leser. Eine Charakterisierung der Figuren findet stattdessen indirekt auf szenische und an Stummfilme erinnernde Weise durch deren überzogene Gestik und Mimik statt.

Selten wird dieser Erzählstil jedoch gebrochen, was die Verwirrung des Lesers verstärken und die der Figuren aufzeigen soll. So liegt ein kurzzeitiger Perspektivenwechsel, von der Sichtweise Gregors zu der seiner Mutter, während der Ausräumung Gregors Zimmer durch Grete vor.

„ihr bedrückte der Anblick der leeren Wand geradezu das Herz“ (HL. S.29, Z.41)

Nach Gregors Tod nimmt der Erzähler auktoriale Züge an und berichtet über die Empfindungen aller verbliebenen Familienmitglieder, kommentiert diese jedoch trotzdem nicht, sondern hält sich einem neutralen Erzähler ähnlich im Hintergrund.

 

 

 

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